Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis

Vienna calling … Die Korken knallen für die Symphonie – Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2022! An die, die wir nicht werden wollen gewinnt in der Kategorie Jugendbuch. DIe Jury sagt: „Nils Mohl und Regina Kehn überzeugen mit einer Coming of Age-Geschichte, die völlig neue Wege des Erzählens geht und das Zeug zum Klassiker hat.“

Ich freue mich besonders für den Tyrolia Verlag und Regina Kehn – ohne deren Mut und Unerschrockenheit hätte es dieses Buch nicht gegeben.

Buchteaser

Buchteaser II

Eine Reise ins Innere 
Nils Mohl über seine Arbeit an „An die, die wir nicht werden wollen“

Im Jahr 2005 hatte ich das Gefühl, tief in einer Krise zu stecken. Mitte dreißig. Kein Verlag wollte meinen ersten Roman. Der Traum von der freiberuflichen Schriftstellerei schien völlig außer Reichweite. Zweites Kind unterwegs. Den Knochenjob als Lagerarbeiter gerade geschmissen, um ein Praktikum in einer Werbeklitsche zu machen. Dort werkelte ich Artikel für das Mitarbeitermagazin der Hamburger Feuerwehr zusammen. „Löschblatt“ hieß es.

Um halbwegs bei Verstand zu bleiben, schrieb ich in den Mittagspausen oder heimlich zwischendurch kürzere Texte. Ich schrieb Gedichte, die aussahen wie Prosatexte. Und umgekehrt. Ich schrieb, zählte Silben, experimentierte mit der Gestaltung. Es entstanden Fragmente aus dem Alltag eines Ichs, das mit Gegenwart und Wirklichkeit hadert, das sich verloren und allein fühlt wie ein Gestrandeter auf einer einsamen Insel. In dessen Kopf aber die Poesie und ein Rest Humor als letzte Rettungsringe ausgeworfen werden. Über Monate wuchs sich das alles zu einem beachtlichen Konvolut aus. Arbeitstitel: „Guten Tag, mein Name ist Klimbimson Kreuzer“.

Das war der Anfang.

Im Laufe der Jahre kehrte ich immer wieder zu dieser Textcollage zurück. Ich wurde älter – und das Ich im Text stetig jünger, schien mir. Und noch etwas fiel auf: Mir war, als wenn von allen Krisen des Lebens eine seltsam heraussticht, weil sie uns alle zum selben Zeitpunkt ereilt, rund um den 18. Geburtstag. So gab es schließlich einen roten Faden, dem ich folgte. Und anderthalb Jahrzehnte nach den ersten Sätzen, der 50. Geburtstag rückte langsam näher, wurde dann dieses eigenwillige Projekt fast fertig. Ein Opus Magnum Mini, wenn man so will, in dem sich alles um die Ängste und Sehnsüchte der Jugend am Ende der Jugend dreht, um die letzten Tage und Stunden vor der Volljährigkeit – gestaltet als eine Reise ins Innere, als ein Stream aus den Hirnregionen, in denen unaufhörlich der Dialog mit sich selbst läuft.

Aber!

Das Buch wäre vielleicht nie veröffentlicht worden, wäre Regina Kehn nicht gewesen. Ich kannte von ihr „Das literarische Kaleidoskop“. Als Fan, der ihr noch nie persönlich begegnet war, habe ich ihr einfach geschrieben und sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, mir das Cover zu gestalten. Das war zu Beginn der Corona-Pandemie 2020. Und am Ende hat eine der großartigsten und bestimmt auch liebenswertesten Künstlerinnen weit und breit dann sogar den gesamten Text illustriert. Und damit das Werk erst wirklich vollendet.

Welch Geschenk!

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Text erstmals veröffentlich hier.

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